Kirche und Glocken


Die Kirche

Eckdaten der Kirchengeschichte

1697

Bis Ende des 17. Jahrhunderts gehörte evangelisch Netstal zur Kirche Glarus. 1697 wurde eine dorfeigene Kirchgemeinde gegründet.

1698

Einweihung der ersten Kirche auf der Anhöhe des heutigen Friedhofes. Für den Bau eines Pfarrhauses fehlte aber das Geld.

1813

Weil in den darauffolgenden hundert Jahren die evangelische Bevölkerung stark zugenommen hatte, wurde beschlossen, eine neue Kirche am Fuss des heutigen Friedhofhügels zu bauen. Sie wurde als Querkirche konzipiert. Nach zweijähriger Bauzeit wurde sie Ende Oktober 1813 eingeweiht.

1972

Nachdem hin und wieder grössere und kleinere Innenrenovationen vorgenommen worden waren, drängte sich eine grössere Restaurierung der Kirche auf. 1971–1972 wurden Turm und das Kirchengebäude aussen restauriert.

1981

Nach der Aussenrestaurierung erfolgte Ende Siebziger-, anfangs Achtzigerjahre die Innenrenovation der Kirche, welche 1981 abgeschlossen wurde.

1997 und 2009

Weitere Turmsanierungen werden nötig, unter anderem wegen Pilzbefalls.

2015

Sanierung des Glockenstuhls, des Geläutes und der Turmuhr durch die Firma Rüetschi in Aarau. 

Die evangelisch-reformierte Kirche Netstal steht unter dem Schutz von Bund und Kanton.

Die Kirchengeschichte mit den wichtigsten Eckdaten als Fries
Die Kirchengeschichte mit den wichtigsten Eckdaten als Fries

Ausführliche Informationen zur Kirchengeschichte finden Sie auf der Homepage der Stiftung pro Netstal. Hier der Link: Pro Netstal

Bilder: Kirche und Umgebung

Bildnachweis

Bild 1: Autor unbekannt

Bild 2: Hanspeter Bolliger

Bilder 3, 4 und 5: Anja Waltenspül

Bilder 6 und 7:  Michael D. Schmid auf Wikipedia (30.April 2014) Kirche_Netstal_02(03).JPG; CC BY-SA 30

Bilder 8 bis 20: Hanspeter Bolliger


Die Glocken

Unser Geläut besteht aus vier Glocken, die in B-Dur gestimmt sind. Das Klangmotiv entspricht dem Kanon «Vom Aufgang der Sonne, bis zu ihrem Niedergang».

Neben den vier Glocken des Hauptgeläutes hängt noch eine fünfte Glocke im Turm. Man nennt sie liebevoll «Spälti-Glöggli». Diese Bezeichnung verdankt sie dem Gesandten Heinrich Spälti, dessen Name als Inschrift auf der Glocke verewigt ist. Die Spälti-Glocke stammt noch aus dem allerersten Geläut, das 1698 für die alte Kirche in Netstal gegossen wurde.

Die Glocken in der Übersicht

Kinderglocke

Giesserei: Rüetschi Aarau

Jahr: 1899

Schlagton*: b'

Gewicht: 459 kg

«Selig sind die reinen

Herzens sind»

Mittagsglocke

Giesserei: Rüetschi Aarau

Jahr: 1899

Schlagton*: d'

Gewicht: 1'850 kg

«Danket dem Herrn, denn

er ist freundlich»

 

Abendglocke

Giesserei: Rüetschi Aarau

Jahr: 1899

Schlagton*: f'

Gewicht: 1'079 kg

«Christus ist mein Leben»

 

Sonntags- und Festglocke

Giesserei: Rüetschi Aarau

Jahr: 1899

Schlagton: b

Gewicht: 3'527 kg

«Friede sei mit euch

Jakob Spälti Russländer (1830–1895)»


Spälti-Glocke

Giesserei: Heinrich Weitnauer, Basel

Jahr: 1698

Schlagton: h’

Gewicht: 430 kg

«ICH RVOFF DIE LEIT ZV SAMEN ZV HEREN GOTTES WORT ZVM GEBÄTT LEHR VND TROST DAS WEL DER HECHSTE HORT HER GESA(N)DTEN HEINRICH SPÄLTI HER CASPER KVBLI HER HEINRICH WÄBER HER IOHAN LITZIGER VER ORD NETETER BAVWHER DER KIRCHEN ZV NETSTALL.»

«Ich rufe die Leute zusammen zu hören Gottes Wort, zum Gebet, Lehre und Trost. Das will der höchste Hort. Herr Gesandter Heinrich Spälti, Herr Kaspar Kubli, Herr Heinrich Weber, Herr Johann Leuzinger, verordneter Bauherr der Kirche zu Netstal»


* Unter Schlagton versteht man den Ton, der vom Ohr wahrgenommen wird. Er existiert nicht als realer Ton, sondern entsteht durch den Klangmix einzelner Teiltöne, wenn die Glocke angeschlagen wird.

Kurze Geschichte der Glocken

Die Glocken der alten Kirche

1698 wurde Netstals erste Kirche eingeweiht. Das Geläut bestand aus zwei Glocken. Die grössere war die Spälti-Glocke. Vermutlich waren die vier Herren Heinrich Spälti, Kaspar Kubli, Heinrich Weber und Johann Leuzinger, deren Namen auf dem Glockenmantel verewigt sind, die Spender, welche 1698 den Guss der Glocken ermöglicht hatten. Gegossen wurden die beiden Glocken 1698 von Heinrich Weitnauer in Basel.

1748 wurde das Zweiergeläut durch eine neue grosse Glocke ergänzt. Bis zum Bau der neuen Kirche im Jahr 1811, versah das Dreiergeläut seinen Dienst. Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass die Qualität der kleinen und der grossen Glocke zu wünschen übrig liess.

Die Glocken der neuen Kirche

Deshalb entschloss man sich, für die 1811 neugebaute Kirche einzig die Spälti-Glocke in den neuen Turm zu übernehmen. Ergänzt wurde sie durch zwei neue, grössere Glocken, welche Johann-Heinrich Bär, Aarau, gegossen wurden.

Aber auch mit diesem Geläut hatten die Netstaler kein Glück. Es war vor allem die grosse Glocke, welche qualitativ nicht überzeugte. 

Legate

1866 vermachten sowohl der Spenglermeister Hilarius Leuzinger als auch eine Frau Spälti-Aebly der Kirche je einen grösseren Betrag. Zweck dieser Legate war es, ein schöneres Geläut oder wenigstens eine neue grosse Glocke anzuschaffen. Doch die Verantwortlichen der Kirchgemeinde zögerten, das Geld zum Guss zweier kleiner oder einer grossen Glocke auszugeben, da sie bisher schlechte Erfahrungen mit zusammengewürfelten Geläuten gemacht hatten.

Da tauchte im richtigen Moment ein weiteres Legat auf. Johann Jakob Spälti, der den Namenszusatz «Russländer» trug, weil er in Russland als Käser zu Wohlstand gekommen war, hatte einen grossen Teil seines Vermögens der Kirche vermacht. Die Testamentsvollstrecker unterbreiteten der Kirchgemeinde den Vorschlag, das Geld für ein vollständig neues Geläute, bestehend aus vier Glocken und einem eisernen Glockenstuhl aufzuwenden. Der Vorschlag wurde natürlich mit Freuden angenommen. Die Firma Rüetschi in Aarau wurde mit dem Guss der vier neuen Glocken betraut, die in B-Dur gestimmt werden sollten, um keine Dissonanzen mit dem Geläute der benachbarten katholischen Kirche zu erzeugen.

Glocken-Weihe

Am 25. April 1899 kamen die vier neuen Glocken mit dem Zug in Netstal an. Am nächsten Tag wurden sie auf zwei Fuhrwerke verladen und im Dorf herumgefahren, damit sie auch von Alten, Kranken und Gebrechlichen oder sonstwie ans Haus Gebundenen bewundert werden konnten, wie Pfarrer Arnold Hohl in seiner Erinnerungsschrift zur Glocken-Weihe (1899) schreibt. Anschliessend zog die Netstaler Schuljugend die Glocken in den Turm hoch. Am darauffolgenden Sonntag, dem 30. April 1899, fand der Festgottesdienst statt, in welchem die Glocken geweiht wurden.

Die Bilder sind der Erinnerungsschrift an die Glocken-Weihe von Pfarrer Hohl entnommen. Daher die niedrige Auflösung.

Weitere wichtige Daten

1925 wurde der Antrieb der vier Glocken elektrifiziert. 2015 wurden der Glockenstuhl saniert und das Geläute revidiert, insbesondere ersetzte man die alten Klöppel durch neue. Die alten hängen hinter der Kirche an der Friedhofmauer.

YouTube Video des Gesamtgeläutes

Link zum ganzen YouTube-Video des Geläutes

Die alte Turmuhr

Das Geläut wird über Computer gesteuert, während der Stundenschlag durch die alte Turmuhr ausgelöst wird, welche sich im Turm unmittelbar unter der Glockenstube befindet. Mittels Seilzügen in den oberen Stock werden die Hämmer gezogen, welche die entsprechende Glocke anschlagen.

Der Stundenschlag

Netstal verfügt über einen Doppel-Stundenschlag:

• Viertelstundenschlag:  die zwei kleinen, die b’- und die f’-Glocken
• Erster Stundenschlag: die zweitgrösste, die d’-Glocke
• Repetitionsschlag: die grosse b-Glocke.

Im folgenden Video wurde der 9-Uhr-Stundenschlag aufgenommen. Gegen Ende des Videos sieht man, wie die Gewichte hochgezogen werden.