Unsere Glocken

Die Geschichte der Glocken der reformierten Kirche von Netstal beginnt 1698 mit zwei kleinen Glocken, von denen die grössere die Spälti-Glocke war, die heute noch im Turm der Kirche hängt. Die Bezeichnung Spälti-Glocke verdankt sie einem Gesandten Heinrich Spälti, dessen Name, zusammen mit den Namen anderer Honoratioren des Dorfes, als Inschrift auf dem Glockenmantel verewigt ist. Zu diesen beiden Glocken wurde 1748 eine dritte, grössere Glocke hinzugegossen.

Als 1811 die neue Kirche gebaut wurde, entschied man sich, nur die Spältiglocke in den neuen Turm zu übernehmen, da die Qualität der anderen Glocken nicht zufriedenstellend war. 1813 wurden von Johann-Heinrich Bär in Aarau zwei neue Glocken gegossen. Doch auch dieses Geläut war nicht von Dauer, da die grosse Glocke Probleme bereitete und nach 86 Jahren ersetzt werden musste.

1886 spendeten Hilarius Leuzinger und Frau Spälti-Aebly Geld für ein neues Geläut. Als dann noch ein ziemlich grosser Betrag aus dem Vermächtnis des 1895 verstorbenen Johann Jakob Spälti, genannt «Russländer» dazukam, entschied man sich, ein komplett neues, vierstimmiges Geläut anzuschaffen, das 1899 von der Giesserei Rüetschi gegossen wurde. Die neuen Glocken wurden am 30. April 1899 in einem festlichen Gottesdienst geweiht. Die Spältiglocke wurde ebenfalls im neuen Glockenstuhl aufgehängt, konnte jedoch nicht zusammen mit den anderen Glocken geläutet werden. Ein Grund war, dass ihr Schlagton ein h war, während das neue Geläut in B-dur gestimmt war. Als 1925 der Antrieb der neuen Glocken elektrifiziert wurde, beliess man es bei der Spälti-Glocke beim Handbetrieb mittels Zugseil.

Das neue Geläut der evangelisch-reformierten Kirche Netstal besteht aus vier Glocken mit den Schlagtönen b, d', f' und b'. Gegossen wurden die Glocken 1899 in der Giesserei Rüetschi, Aarau. 1925 lieferte die Firma Muggli & Züllig aus Rheinfelden den ersten elektrischen Glockenantrieb. 2015 wurden das Geläut und der Glockenstuhl saniert.

Die Inschrift auf der Spälti-Glocke enthält vier Namen, von denen der erste, Heinrich Spälti, der Glocke den Namen gegeben hat. Da diese Glocke als einzige vom ersten Geläut der Kirche von 1698 übriggeblieben ist, kommt ihr historische Bedeutung zu. Gegossen wurde sie vom damals bedeutenden Basler Glockengiesser Hans Heinrich Weitnauer. Von ihm sind in der Schweiz nur noch wenige Glocken zu finden. In der Ostschweiz ist die Spälti-Glocke als einige Weitnauer-Glocke übriggeblieben.

Die sauber und schön verzierte Glocke trägt am Hals folgende dreizeilige Inschrift:

ICH RVOFF DIE LEIT ZV SAMEN ZV HEREN GOTTES WORT ZVM GEBÄTT LEHR VND TROST DAS WEL DER HECHSTE /

HORT HER GESA(N)DTEN HEINRICH SPÄLTI HER CASPER KVBLI HER HEINRICH WÄBER HER IOHAN LITZIGER VER /

ORD NETETER BAVWHER DER KIRCHEN ZV NETSTALL.*

Schlagton: h'

Gewicht: 430 kg

Durchmesser: 87,5 cm

*Ich rufe die Leute zusammen zu hören Gottes Wort, zum Gebet, Lehre und Trost. Das will der höchste Hort. Herr Gesandter Heinrich Spälti, Herr Kaspar Kubli, Herr Heinrich Weber, Herr Johann Leuzinger, verordneter Bauherr der Kirche zu Netstal.

Interessantes Detail zum Schmunzeln: Das Deutsch unterschied sich 1698 selbstverständlich stark vom heutigen, modernen Deutsch. Aber gegen Fehler in der Rechtschreibung waren die Menschen auch damals nicht gefeit. So hat Weitnauer ausgerechnet beim Namen Heinrich Spältis, in der Bezeichnung "Gesandten", das n unterschlagen. 

Netstal verfügt über einen Doppel-Stundenschlag. Im Viertelstundenschlag kommen die beiden kleinen Glocken zum Zug (b' und f'). Im ersten Stundenschlag ist die d'-Glocke zu hören, bei der Repetition die grösste, die b-Glocke. 

Im Video sieht man, wie die Turmuhr den 9-Uhr-Stundenschlag auslöst: 

Bei der Sanierung im Jahr 2015 erhielten die Glocken neue Klöppel. Die alten wurden zur Erinnerung an der Mauer zum Friedhof aufgehängt. 

Hier können Sie einen ausführlichen Text über Netstals Glocken und deren Geschichte herunterladen:

Die Glocken der evangelisch reformierten Kirche Netstal